Mut und Hoffnung machende Geschichte

Meiner hoch geschätzten Kollegin, Alexandra Kleeberg, Psychoanalytikerin nach Jung und in Lindau arbeitend, fiel die folgende kleine Geschichte von Samira als Vision zu, welche mich sehr angerührt hat und Betroffenen Mut und Hoffnung machen kann. Sie baut auch gerade eine Internetplatform/Praxis für Krebskranke mit namhaften Kollegen*innen auf, die ich sehr empfehlen kann: www.collectivehealing.com. Sehr interessante Seminare findet ihr auf ihrer Homepage: https://krebsundbewusstsein.com

Nocebo und die Macht der Freude

Zamira ging auf der breiten Straße in die große Stadt. Sie fühlte sich schlapp, leer und suchte Rat bei einem bekannten Heiler. „Zamira, du bist unheilbar krank“, sagte der Arzt ernst und bemerkte „…du wirst nur noch wenige Monate leben…“ Zamira war geschockt und schlich den langen Weg betrübt nach Hause. Erschlagen von der Prognose zog sie sich in sich zurück und wurde immer stiller.

Die Prognose breitete sich aus in Zamira‘s Dorf. Hinter vorgehaltener Hand flüsterten die Menschen schon über Zamira‘s baldigen Tod. Nie sahen sie Zamira das Haus verlassen. Es schien, als schwebe ein düsterer Schatten um Zamira‘s kleine Hütte.

Eines Tages kam eine neugierige Nachbarin in Zamira‘s kleine Hütte. Zamira strahlte sie an und sie plauderten voller Freude über die kleinen Dinge des Alltags. Das Gespräch hatte sie so erheitert, dass die Nachbarin bald wiederkam und sich von Zamira‘s Freude anstecken ließ.

Ja, schon bald hörte man im Dorf immer wieder und immer öfter ein fröhliches Lachen aus der kleinen Hütte. Nach einer Weile sah man Zamira vergnügt über den Basar hüpfen. Jeder, der sie sah, sah ihr Strahlen in den Augen und ein Lächeln, das von Tag zu Tag bezaubernder wurde.

Hinter vorgehaltener Hand flüsterte man, dass Zamira jetzt aus lauter Angst verrückt geworden sei.

Eines Tages, als die neugierige Nachbarin bei Zamira wieder in der Hütte saß, stellte sie die Frage, die sie schon seit langem bewegte: „Zamira, du wirst doch bald sterben – wie kannst du da so glücklich sein?“

„Eben gerade deshalb. Als ich die Prognose bekommen habe, war ich zuerst sehr verängstigt. Doch dann sagte ich mir, wenn das Leben bald vorbei ist, dann genieße es doch JETZT.“

Nachdenklich ging die Nachbarin nach Hause.

Das Lachen nebenan wurde immer ausgelassener, so dass es zu ihrer Lieblingsbeschäftigung wurde, Zamira zu besuchen. Eine weitere Frage beschäftigte sie und es brauchte noch ein paar Tage, bis sie sie stellte:

„Zamira, hast du denn gar keine Angst?“

Zamira lachte sie an: „Nein – warum sollte ich Angst haben?“

„Naja, du bist krank und wirst bald sterben.“

„Ja, aber JETZT ist doch alles wunderbar – du bist da, das ganze Dorf lacht – wovor sollte ich JETZT Angst haben?“

Die Nachbarin war irritiert, doch irgendwie fühlte sie, dass Zamira Recht hatte. Es gab hier und jetzt nicht wirklich etwas Bedrohliches in dem kleinen Dorf. Nachdenklich ging sie nach Hause. Hinter vorgehaltener Hand flüsterten die Menschen im Dorf, dass da irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Die neugierige Nachbarin besuchte Zamira täglich und ihre Stimmung heiterte sich immer mehr auf. Sie erzählte von ihrer Freude im Dorf und die Menschen hörten auf zu flüstern und begannen zu lachen.

Eines Tages stellte die Nachbarin Zamira eine weitere Frage, die sie bewegte:

„Ja, JETZT bist du glücklich. Aber du wirst doch bald sterben – dann ist doch das Glück vorbei?“

„Solange es mich gibt, ist der Tod nicht da. Und dann kann ich doch einfach glücklich sein. Wenn dann der Tod da ist, dann bin ich nicht mehr da – so werden wir zwei uns nie wirklich begegnen. Ich werde vom Glück hier einfach einkehren in die Glückseligkeit dort: Wovor sollte ich dann Angst haben?“ Zamira schmunzelte sie an mit ihren leuchtenden Augen, gab ihr einen neckischen Klaps auf die Schulter und lachte.

Ja, warum eigentlich? Die neugierige Nachbarin konnte nicht anders und die beiden lachten und lachten und lachten.

Zamira‘s Lachen hallte noch viele Jahre durch das Dorf und steckte alle an. Das Lachen war sogar hörbar in der großen Stadt. Das Lachen war so stark, dass der Bürgermeister der großen Stadt dem kleinen Dorf einen neuen Namen gab: Ort des Lachens.