Vor ca. 15 Jahren las ich erstmals in einer Ärztezeitung einen Artikel über die Lachtherapie. Sie wurde Ende der 70er-Jahre von einem Wissenschaftsjournalisten namens Norman Cousins, der sich selbst eine Lachtherapie verordnete hatte, entwickelt. Monatelang sah er sich Filme mit berühmten Komikern an. Mit deren Hilfe heilte er sich angeblich von der schweren Knochenkrankheit Morbus Bechterew. Später gründete Cousins an der Universität von Los Angeles eine Abteilung für therapeutische Humorforschung, Gelotologie genannt.
In dem Zeitungsartikel wurde der indische praktische Arzt Madan Kataria erwähnt, welcher sich frühmorgens vor der Arbeit mit hunderten von Interessenten am Strand von Mumbai traf, um mit ihnen gemeinsam zu lachen. Die Teilnehmer berichteten über deutlich entspannende und Lebensfreude weckende Veränderungen, die ihnen die Arbeit und den Alltag erleichterte. In späteren wissenschaftlichen Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Lachtherapie, welche auch als Lach Yoga, Humor- oder Clown Therapie bekannt wurde, Stresshormone wie Adrenalin abbaut und Glückshormone ausschüttet. Ferner konnten ein deutlicher Stressabbau mit Entspannung der Muskulatur beim Lachen nachgewiesen werden. Die Lachtherapie hilft auch gut gegen Zwangsgedanken und Sorgen, da wir beim Lachen meist im Hier und Jetzt, also in der Gegenwart, sind. Lächeln und Lachen sind meist ansteckend, reduzieren Ängste und symbolisieren unseren Mitmenschen, dass von uns keine Gefahr ausgeht. Ähnlich wie das Schwanzwedeln bei Hunden. Häufiges Lachen soll sogar bei Herzkranzgefäßverengungen und Gehirndurchblutungsstörungen helfen. Beim Lachen wird die Atmung stakkatoartig unterbrochen. Durch ruckartige Bewegungen des Zwerchfells wird Atemluft aus der Lunge gestoßen. Die Ergebnisse der Lachforschung deuten darauf hin, dass Lachen gesund ist und das allgemeine Wohlempfinden steigert. Durch das Lachen würden entzündungshemmende und schmerzstillende Substanzen freigesetzt, Stresshormone abgebaut und das Immunsystem würde gestärkt. Auch würde der Sauerstoffaustausch im Gehirn erhöht, das Herz-Kreislaufsystem in Schwung gebracht, die Atmung verbessert und der Stoffwechsel angeregt. Lachen könne auch helfen, Stress abzubauen. Die Lachyogaübungen sind eine Kombination aus Klatsch-, Dehn- und Atemübungen, verbunden mit pantomimischen Übungen, die zum Lachen anregen. Über den Augenkontakt und spielerische Elemente soll es den Menschen erleichtert werden, vom zunächst willentlichen Akt in das freie Lachen und in einen Zustand kindlicher Verspieltheit zu gelangen. Eine praktische Anweisung beim Lach Yoga ist: „Tu so als ob, bis es echt ist.“
Dies machte mich so neugierig, dass ich damals am ersten Welt-Lachtag teilnahm, welcher in einer Kirche in Wiesbaden stattfand. Da ich zu dieser Zeit noch sehr gehemmt und ein eher ernsthafter Mensch war, bewirkten bei mir die ersten Lachübungen eine noch größere Anspannung, da Ängste auftraten, mich vor den anderen Teilnehmern lächerlich zu machen. Da sich jedoch alle auf dieses „verrückte“ Lachen einließen, überwand auch ich meine anfänglichen Ängste und machte wie ein Theaterspieler mit. Eigentlich gab es keinen Grund zum Lachen – es wurden also keine Witze erzählt – sondern man ließ sich durch das Lachen der anderen anstecken. Nach einer halben Stunde heftigen Lachens, zeitweise mit tiefer Berührtheit und Echtheit, fühlte ich mich erschöpft und gleichzeitig in sehr guter Stimmung und wohltuend entspannt. Deshalb nutzte ich dieses Therapieelement bei passenden Gelegenheiten in meinen Gruppentherapien und empfahl manchen Patienten den regelmäßigen Besuch von Lachclubs. In Deutschland gibt es mittlerweile über 240 Lachclubs, fast in jeder mittelgroßen Stadt. Auf der ganzen Welt breitet sich diese Therapiemethode immer weiter aus, weil sie als sehr wirkungsvoll und heilsam erlebt wird.
Gerade weil eine Krebserkrankung die Betroffenen eher ernst werden lässt und beängstigt, halte ich das Lachen als eine Therapiemethode zur Angstlösung, Entspannung und Stimmungsaufhellung für sehr geeignet und werde sie deshalb unseren Seminarteilnehmern anbieten.